Erst ein Sieg, dann ein paar Tränen
Nach dem 91:60 des BBC Rendsburg über die MTV/BG Herzöge Wolfenbüttel wird es emotional in der Herderhalle. Auch zwei Spieler werden den Verein aller Wahrscheinlichkeit nach verlassen. Am Ende bekam Bjarne Homfeldt dann doch noch feuchte Augen. Lange hatte der scheidende Coach der BBC Rendsburg Twisters versucht, ein paar Tränen zu unterdrücken, während die Vereinsvorsitzende Antje Mevius-König eine fast zehnminütige Rede hielt, in der sie noch einmal die zehn Jahre von Homfeldt als Twisters-Trainer Revue passieren ließ. Dazu wurden immer wieder Fotos von Homfeldt aus dieser Dekade auf der großen Anzeigetafel in der Herderhalle gezeigt.
Man konnte es dem 39-Jährigen ansehen, wie unwohl er sich fühlte, so im Mittelpunkt zu stehen, beobachtet von 300 Augenpaaren auf der Tribüne. Homfeldt tippelte von einem Bein aufs andere, in der Hoffnung, dass Mevius-König ihre Rede, die immer wieder von „Bjarne, Bjarne“-Rufen der Fans unterbrochen wurde, beendet, bevor die Gefühle mit ihm durchgehen. Vergebens. Und dann musste er auch noch selbst zum Mikrofon greifen und zum Abschluss ein paar Worte sagen. „Ich war froh, als es vorbei war“, gestand der nun Ex-Coach der Twisters.
12. Sieg im 13. Heimspiel für die Twisters
Immerhin hatte ihm die Mannschaft den Gefallen getan und ihrem Trainer in dessen letzten Spiel einen Sieg beschert. Mit einem 91:60-Erfolg (23:16, 47:30, 71:46) über die abstiegsgefährdeten MTV/BG Herzöge Wolfenbüttel gehen die Twisters aus der Saison 2021/22 in der Basketball-Regionalliga. In der Abschlusstabelle belegen sie einen hervorragenden fünften Platz, auch dank ihrer Heimstärke. Im 13. Heimspiel feierten die Rendsburger mit dem Erfolg über die Niedersachsen ihren zwölften Sieg. Nur gegen den TSV Neustadt verließen sie nach einem 83:84 das Parkett in der Herderhalle als Verlierer.
„Ich hätte mich geärgert, wenn ich mein letztes Spiel als Twisters-Coach verloren hätte“, sagte Homfeldt, der deshalb den Fokus unter der Woche auch „ganz klar auf das Spiel und nicht auf die Feierlichkeiten hinterher“ gelegt hatte.
17-Punkte-Führung für die Twisters zur Halbzeit
Nach ausgeglichener Anfangsphase dominierten die Gastgeber die Partie, lagen schon beim Seitenwechsel komfortabel mit 17 Punkten in Führung (47:30). Homfeldt: „Ich wusste, wenn wir die Konzentration hochhalten, gewinnen wir.“
Und sein durch Verletzungen dezimiertes Team hielt die Konzentration hoch. Der Sieg geriet zu keinem Zeitpunkt mehr in Gefahr, so dass Homfeldt die letzten zwei Minuten „dann auch endlich bewusst genießen“ konnte.
Bester Scorer bei den Twisters war neben Henning Rixen wieder einmal DeVaughn Mallory (beide 19 Punkte). Es dürfte allerdings der letzte Auftritt des US-Amerikaners in der Herderhalle („Ein fantastisches Publikum.“) gewesen sein, denn Mallory wird die Twisters nach nur einer Saison wohl ebenso verlassen wie der Schwede Andrée Michelsson, der wegen einer Sprunggelenkverletzung gegen Wolfenbüttel nicht zum Einsatz kam. Michelsson: „Mal sehen, was die nächsten Wochen so ergeben. Aber eines kann ich sagen: Die Zeit in Rendsburg war toll.“ So ähnlich klang es auch bei Homfeldt: „Ich hatte hier eine fantastische Zeit und werde die Jungs und die Menschen, die für diesen Verein alles geben, vermissen.“
Homfeldt will eine Basketball-Pause einlegen
Der scheidende Coach will erst einmal eine Pause vom Basketball machen, „die Akkus wieder aufladen. Die letzten zehn Jahre haben viel Energie gekostet.“ Derweil ist Mevius-König auf der Suche nach einem Nachfolger für Homfeldt. „Drei, vier sehr interessante Bewerbungen“ liegen dem Verein laut ihrer 1. Vorsitzenden vor.
Bjarne: „Ich hatte hier eine fantastische Zeit und werde die Jungs und die Menschen, die für diesen Verein alles geben, vermissen.“
Am Montag stellt sich bereits der erste Kandidat vor, absolviert mit der Mannschaft ein Probetraining. Mevius-König: „Die Fußstapfen von Bjarne sind natürlich riesig. Aber ich bin guter Dinge, was seinen Nachfolger betrifft. Und vielleicht bekommen wir ja wieder jemanden, der zehn Jahre bleibt.“
BBC Rendsburg Twisters: Willer (18/3x3), Becker (6/2x3), Sopha (4), Rixen (19), Jacobsen (3/1x3), Mallory (19), Philipp (10/2x3), Dubbeldam (12).
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